Ein stärkeres Immunsystem durch Kältetherapie?

Unser Immunsystem umfasst alle im Körper ablaufenden Abwehrreaktionen, die unsere Gesundheit gegen schädliche Faktoren wie Viren oder mutierte Zellen verteidigen. Eine besondere Rolle spielen hier die weißen Blutkörperchen: Kommt es zu einer Infektion, steigt deren Produktion stark an, da sie die Aufgabe haben, Krankheitserreger zu bekämpfen. Je mehr weiße Blutkörperchen, desto besser können die schädlichen Faktoren eliminiert werden. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Forschungsliteratur vermehrt mit den Auswirkungen von Kälteexpositionen auf das menschliche Immunsystem und konnte bereits Erstaunliches feststellen.

Kältetraining nach Wim Hof

Dass die allgemeine Abwehrbereitschaft des Körpers durch Kälteexpositionen gesteigert werden kann, ist logisch erklärbar: Es kommt zu einer verbesserten Durchblutung und dadurch auch zu einer gesteigerten Sauerstoffversorgung des Gewebes. Die essentiellen weißen Blutkörperchen können sich so ungehindert im Körper verteilen und dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden. Auf diese Weise ist das Immunsystem besser gegen Krankheitserreger gerüstet.¹ Dass man mithilfe von Kälteexpositionen Übermenschliches leisten kann, erscheint dagegen weniger plausibel. Wim Hof vermag das Gegenteil zu beweisen: Der niederländische Extremsportler führte außergewöhnliche Selbstexperimente durch und stellte so unter Beweis, dass Kältetraining die allgemeine Widerstandskraft des Körpers in ungeahnte Extreme steigern kann. Er schwamm im Winter in den Amsterdamer Grachten, harrte im Kühlraum eines Schlachthauses bei -25 aus und schwamm in Finnland dutzende Meter unter dem Eis. Damit bereitete er sich auf einen Marathon von 42,195 km vor, den er schließlich in der finnischen Kälte des nördlichen Polarkreises mit nacktem Oberkörper und Sandalen innerhalb von 5 Stunden und 25 Minuten absolvierte. Einer der erstaunlichsten Umstände dieser Leistung ist, dass Wim keinen einzigen Tag Lauftraining betrieben und sich stattdessen voll und ganz auf sein selbst entwickeltes Programm verlassen hatte: Eine Kombination aus Atemübungen, Konzentration und Kältetraining. Auf diese Weise konnte er vollbringen, was man bis dato für physisch unmöglich gehalten hatte.²

Nie wieder krank

Die Selbstexperimente von Wim Hof haben nicht nur in der Welt des Sports für Aufsehen gesorgt, sondern auch im wissenschaftlichen Diskurs rund um das Thema Gesundheit und Immunabwehr. Dem menschlichen Organismus droht normalerweise bereits nach einer halben Stunde im Eiswasser der Tod, da die Körperkerntemperatur unter 35℃ absinkt und die Kälte bis in die Knochen dringt. Das Gewebe stirbt ab, Herzschlag und Blutdruck reduzieren sich bis zur Bewusstlosigkeit und nach ungefähr einer Stunde im Zustand der Hypothermie ist man tot. Wim Hof hingegen kann eineinhalb Stunden im Eiswasser ausharren, ohne einen Kälteschaden davonzutragen.³ Er hat es geschafft, sein Immunsystem so zu trainieren, dass es enormen Belastungen standhält und ihn auch vor jeglicher Krankheit schützt. Dieser Artikel soll kein Aufruf zu derartigen Selbstexperimenten sein, sondern lediglich als Inspiration dienen. Denn was Wim Hof beweist, ist, dass die Optimierung des Immunsystems und die Steigerung der sportlichen Leistung über ein und denselben Weg erreicht werden können: Die Kraft der Kälte.

Quellen:

Dr. Außerer, Oskar; Dr. med. Thuile, Christian: Schneesauna. Die Wellness-Revolution. Eine Methode nach Dr. med. Christian Thuile. Wien 2014.

Hof, Wim; de Jong, Koen: Nie wieder krank. Gesund, stark und leistungsfähig durch die Kraft der Kälte. München 2019.


[1] Vgl. Dr. med. Christian Thuile, Dr. Oskar Außerer: Schneesauna. Die Wellness-Revolution. Eine Methode nach Dr. med. Christian Thuile. Wien 2014. S. 69.

[2] Vgl. Wim Hof, Koen de Jong: Nie wieder krank. Gesund, stark und leistungsfähig durch die Kraft der Kälte. München 2019. S. 81ff.

[3] Vgl. ebd. S. 37.

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